Einige von Katjas Kurzgeschichten basieren auf historischen Hintergründen. "Das Kloster" thematisiert den berühmten Gang nach Canossa von König Heinrich im Mittelalter, und "Die Strahlenburg" heißt so, weil es dieses Burg in Baden-Württemberg tatsächlich gegeben hat. Heute ist sie allerdings nur noch eine Ruine.
Während der gesamten Regierungszeit des berühmten mittelalterlichen Königs Heinrich IV. kam es zu Streitigkeiten zwischen geistlicher und weltlicher Macht über die Frage, ob Kirche oder Könige letztlich das Sagen haben sollten. Im Jahr 1076 war der Papst schließlich so wütend, dass er Heinrich aus der Kirche verbannte – ein schweres Schicksal für den König, denn sein Seelenheil war so unrettbar verloren. Für die mittelalterlichen Menschen, die, nach allem, was wir heute wissen, fest an die Hölle glaubten, kein erstrebenswertes Schicksal. Mit dem Gang nach Canossa konnte Heinrich den Bann schließlich aufheben, doch sorgte er mit dieser demütigenden Geste auch für eine dauerhafte Schwächung nicht nur seiner Regentschaft, sondern auch der nachfolgenden Könige. Die Forschung stellt sich bis heute die Frage, was genau den König zu dieser von manchen als unklug angesehenen Geste getrieben hat. In Katjas Kurzgeschichte ist es Heinrichs Schicksal, das ihn nicht zur Ruhe kommen lässt und ihn schließlich nach Canossa treibt. Heinrich befand sich übrigens tatsächlich am gegenüberliegenden Rheinufer, während die Fürsten in Trebur über sein Schicksal berieten.
Heinrich IV. regierte noch viele Jahre lang, doch wie es hieß, erholte er sich nicht mehr von der Schmach, vor dem Papst in Canossa im Büßergewand zu erscheinen. Chronisten berichten im Laufe der Jahre von zunehmenden Nervenzusammenbrüchen und unklugen, oft sehr spontan getroffenen Entscheidungen. Ein Kloster bei Oppenheim kommt in den Chroniken nicht vor, und auch Archäologen haben bis heute keine Spuren des Konventes gefunden. Doch lokale Sagen erzählen bis heute von spukenden Mönchen, die in stürmischen Nächten bei Oppenheim einsame Wanderer erschrecken ...
Die Strahlenburg, die auch Schloss Strahlenberg genannt wird, gibt es tatsächlich. Sie liegt oberhalb des Ortes Schriesheim in Baden-Württemberg. Conrad I. von Strahlenberg begann um 1235 mit dem Bau. Heute ist sie nur noch eine Ruine, befindet sich in Privatbesitz und beherbergt ein Restaurant. Von der Burg aus lässt sich ein großer Teil der Umgebung hervorragend überblicken, das heißt, es wird wie in der Geschichte auch möglich sein, von der Umgegend einen guten Blick auf die Burg zu erhaschen.
Das Haus Leiningen wiederum, das ebenfalls existiert, ist ein weitverzweigtes pfälzisches Adelsgeschlecht, das eine Menge Grafen und Fürsten hervorbrachte. Sicher hat irgendwann einmal ein Leiniger Spross auch die Gegend der Strahlenburg bereist – doch hat sich meine Geschichte wohl kaum so zugetragen. Aber er weiß – vielleicht waren die Chronisten auch einfach zu verängstigt, um die schrecklichen Geschehnisse aufzuschreiben?
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